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27.06.2024

Zukunftsbäume am Niels-Stensen-Gymnasium

Im Oktober 2023 und April 2024 beschäftigten sich die Oberstufenschülerinnen des katholischen Niels-Stensen-Gymnasium (NSG) Hamburg (-Harburg) im Oktober 2023 und April 2024 intensiv mit "Zukunftsbäumen in der Stadt". Im Herbst d. J. wollen sie einen Klimabaum auf dem Vorplatz der Schule pflanzen - für die nächste Schulgeneration an diesem Standort. Gefördert wurde das Projekt im Rahmen des Hamburger Masterplans BNE 2030 als eine bezirksbasierte Bildungsmaßnahme.

Unterricht am NSG 12.04.2024 (Foto Gisela Baudy)

Die globale Erderwärmung macht sich auch in unseren wachsenden Städten bemerkbar, und die Städte der Zukunft brauchen Stadt- und Straßenbäume. Das war auch den 12. Klässlerinnen des Niels-Stensen-Gymnasiums Hamburg (NSG) bekannt. Ebenso wussten sie, dass diese biodiversen Habitate neben einem allgemein angenehmen Aufenthaltswert im Freien auch für Sauerstoff und reine Luft, Schatten und Abkühlung, CO2-Speicherung, Luftfeuchtigkeit durch Wasserverdunstung sowie Boden- beziehungsweise Erosionsschutz sorgen. Deshalb wollten die 20 teilnehmenden Schülerinnen aus verschiedenen Oberstufenprofilen auf jeden Fall zum Abschluss der Bildungsmaßnahme einen Baum pflanzen. 

Vielleicht nicht ganz neu, aber doch sehr erstaunlich war für sie allerdings, wie sehr diese versierten "Klima-Retter" unter Stadt- und Klima-Stress leiden. Denn unsere Bäume müssen den sich zunehmend verändernden (stadt-) klimatischen Veränderungen standhalten: Hitze-, Trockenheits- und Frostperioden, Stürme, Starkregen und auch neue Krankheitserreger sowie Schädlinge setzen ihnen immer sichtbarer zu. Folgerichtig wollten die Schülerinnen einen stadtklimarobusten Baum pflanzen - als Staffelübergabe an zukünftige Schulgenerationen und als Erinnerung an die jetzige Schulgemeinschaft.

Blatt der Schwedischen Mehlbeere (Foto Chris Baudy, 12.10.23) Schwedische Mehlbeeren in der Haeckelstraße (Foto Gisela Baudy, 12.04.24)

Bis zur Entscheidung für einen Zukunftsbaum gab es indes einiges zu erkunden, zu recherchieren, auszutesten, zu diskutieren und abzuwägen. Ein erstes Highlight war der Besuch des herbstlichen "Grünen Klassenzimmers" vor der eigenen Haustüre: Auf dem Schulhof und am schulseitigen Straßenrand vor den beiden Schuleingängen (Hastedtstraße 20 und Haeckelstraße 1) schwärmten die jungen Klimaforscherinnen aus und machten sich an eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Baumarten. Insgesamt 16 Baumgattungen vom Apfelbaum bis zur Zerreiche wuden handschriftlich auf rasch hingezeichneten Geländekarten festgehalten. 

Blätter der Baumhasel (Foto Chris Baudy, 12.10.23) Baumhasel in der Hastedtstraße (Foto Gisela Baudy)

Aber welche der erfassten Bäume sind nun Stadt-Klima-resistene Bäume? Was macht solche Baumarten überhaupt wie und warum klimawandeltauglich für die Stadt, welche Standorte werden auf welcher Grundlage empfohlen? Sind exotische Baumgattungen wie der Ginkgo (viel) kritischer zu sehen als heimische Bäume wie die Hainbuche oder heimisch gewordene Gehölze wie etwa die Robinie? Welche Bäume sind insektenfreundlich und unter anderem auch deshalb ökologisch wertvoller als andere sogenannte Zukunftsbäume?

Zerreiche in der Hastedtstraße (Foto Gisela Baudy, 12.04.24) Blätter der Zerreiche (Foto Chris Baudy 12.10.23)

Dies sind nur einige der Fragen, die es theoretisch und praktisch im Plenum und in Kleingruppenarbeit zu ergründen galt - neben Themen wie zukunftsfähige Stadtentwicklung, Straßenbaumkataster und Baumpatenschaften, Stadt-Klima-Stress, Klimafolgen für Menschen, Flora und Fauna, Arten-/Insektenschutz sowie die Erstellung von Steckbriefen zu Herkunft, Wuchshöhe, Blütezeit, Bienen- beziehungsweise Insektenfreundlichkeit und Stadtklimaverträglichkeit der Zukunftsbäume am NSG. Denn am Ende der Bildungsmaßnahme wollten die Schülerinnen in der Lage sein, einen kleinen Zukunftsbaumpfad am NSG zu bestimmen sowie einen standort-geeigneten Klimabaum zur Pflanzung auszusuchen. Was sie auch konnten.

Max-Schmeling-Park beim Harburger Rathaus (Foto Chris Baudy 13.06.24)

Zur Inspiration ihres Vorhabens ging es zwischendurch erneut an die frische, diesmal regenverhangene Luft zum nahegelegenen "Ersten Harburger Zukunftsbaumpfad" zum Harburger Rathausplatz und Max-Schmeling-Park (ca. fünf bis acht Geh-Minuten vom NSG entfernt). Bei der Entdeckungsreise zu zwölf Baumgattungen kamen Baum-/Pflanz-Alter, Eigenschaften, Herkunft, Stadtklima-Eignung zur Sprache. Höchst spannend entwickelten sich die Beobachtungen der jeweiligen Standortbedingungen und deren Folgen für die individuelle Baumgesundheit.

Kornelkirsche (hier im Petersweg in Harburg, Foto Chris Baudy 04.07.24) Frucht der Kornelkirsche Anfang Juli (Foto Chris Baudy, 04.07.24)

Nach intensiver Recherche zu geeigneten Baumarten mündete die Bildungseinheit in einer lebhaften Diskussion zur Baumpflanzung. Die Wahl fiel auf die stadtklimaresistente Kornelkirsche (Cornus mas). Dieses Gehölz erfüllt alle Kriterien, die die Schülerinnen für den Standort auf dem Vorplatz des NSG als geeignet herausgearbeitet hatten: heimisch (das heißt, aus Mitteleuropa stammend), kleinkronig, pflegeleicht, trockenheitsresistent und  winterhart, dazu insektenfreundlich (Bienen, Wildbienen, Schmetterling), frühblühend (März, April) und damit das Insekten-Nahrungsangebot vor Ort erweiternd, dekorativ mit gelben Blütendolden, gelb-orangener Herbstfärbung sowie roten, essbaren Früchten. 

Jetzt fehlt noch der letzte Akt: die öffentliche, medial begleitete Baumpflanzung im Herbst. Wir dürfen gespannt sein, wann und wie sie vonstatten geht.

Fotos: Gisela Baudy
Text: Chris Baudy
nun-Signet der Umweltbehörde Hamburg

PROJEKT-HINTERGRUND  
Im Juni 2021 verabschiedete der Hamburger Senat den von Akteur:innen aus Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft gemeinsam erarbeiteten Hamburger Masterplan BNE 2030 (Bildung für Nachhaltige Entwicklung), um Bildung für nachhaltige Entwicklung fest(er) in die vielfältige Bildungslandschaft der Hansestadt zu integrieren. Der Bildungsplan enthält über 100 Bildungsmaßnahmen für die Bereiche Frühkindliche Bildung (Kita), Formelle Bildung (Allgemeinbildende Schulen, Berufsschulen, Hochschulen) sowie Non-formale beziehungsweise Außerschulische Bildung (Weiterbildung und Bezirke). Initiativen, Vereine, BIldungstätige, die sich an der Umsetzung dieser Maßnahmen beteiligen, werden durch die Umweltbehörde Hamburg (BUKEA) bis 2030 finanziell gefördert.

Mit dem von Dr. Chris Baudy (zertifizierter Bildungspartner für Nachhaltigkeit) durchgeführten Projekt "Zukunftsbäume am NSG" unterstützen HARBURG21 und die teilnehmende Schule die Umsetzung des BNE-Masterplans 2030 (im Bildungsbereich "Bezirke") sowie folgende Globalen Entwicklungsziele (SDGs) der Agenda 2030: Gesundheit, Bildung für nachhaltige Entwicklung, nachhaltige Wirtschaft, nachhaltige Städte, Klimaschutz und Schutz von Leben an Land.

sdg3_gesundheit

sdg4_bildung/BNE

sdg8_arbeit_wirtschaft

sdg11_nachhaltige_staedte

sdg13_klimaschutz

sdg15_leben_an_land

Diese Bildungsmaßnahme wurde gefördert von August 2023 bis Juni 2024 aus Mitteln des Hamburg Masterplans BNE 2030, einem Projekt der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA), und koordiniert durch die Hamburger Klimaschutzstiftung.

Logo BNE Masterplan (Umweltbehörde Hamburg:BUKEA)

Logo Umweltbehörde Hamburg (BUKEA)

 

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