Bei kühlem, mit Wolken und Sonnenschein durchsetzten und doch regenfreien Wetter ist um kurz nach 11 Uhr die Runde vor dem Harburger Rathaus komplett. Alle halten bereits ihr Begrüßungsgeschenk - einen Flyer nebst Baumbroschüre - in den Händen. Zwölf Personen aus Politk, Verwaltung und Wirtschaft und der örtlichen Medienlandschaft sowie Umwelt-Aktive aus der Zivilbevölkerung haben sich zur Einweihung des Zukunftsbaumpfades eingefunden.
"Heute können wir endlich den Ersten Harburger Zukunftsbaumpfad mit Flyer und Broschüre vorstellen", richtet als erstes Dr. Regina Marek, die stellvertretende Vorsitzende der Bezirksversammlung und Umweltwissenschaftlerin, das Wort an die Runde. "Dieses in Hamburg derzeit einzigartige Projekt konnte mit Mitteln der Umweltbehörde Hamburg durchgeführt werden. Und dankenswerterweise hat die Sparda-Bank Hamburg den Druck der Broschüre mit einer großzügigen Spende ermöglicht." Unser Blick fällt auf eine junge Dame mit einem riesigen Pappcheck in der Hand und einem Namenschild von der Sparda-Bank Harburg am rechten Revers: Jacqueliene Birkner, Leiterin der Harburger Filiale der Sparda-Bank Hamburg.
In seinem Grußwort betont Adrian Andres, Leiter der Harburger Bezirks-Abteilung "Management des Öffentlichen Raumes", wie wichtig die Berücksichtigung von Artenvielfalt als eines der grundlegenden Nachhaltigkeitsprinzipen bei der grünen Stadtentwicklung ist. "Und wie wir hier alle erkennen können, wurde es bereits bei der Gestaltung unseres Rathausplatzes erfolgreich angewendet." Wie wahr! Denn hier versammeln sich viele stolze Baumriesen. "Einige davon sind "Klima-Könner" aus heutiger Sicht, die HARBURG21 für den Zukunftsbaumpfad in den Fokus genommen und vielfach online und offline dokumentiert hat." Es ginge darum, der Bevölkerung das Thema natürliche Klimanpassung in der Stadt näherzubringen und entsprechende Baumschätze in Harburg zu entdecken. Klar, die Losung lautet: schätzen und schützen.
Der nächste Programmpunkt zaubert allen ein Lächeln ins Gesicht: Das obligatorische Foto-Shooting vor dem Rathaus und bitte auch im Grünen. Die Gruppe bewegt sich zur 8. Station des Pfades und formiert sich unter der Kaukasischen Flügelnuss mit Springbrunnen-Geräuschkulisse und ein paar neugierigen Passantenblicken. "Sekunde bitte, nochmal auf eins, zwei, drei." Klick und weg.
Nein, noch nicht ganz. Wir wollen wenigstens die "Nummer 1" des Pfades kennenlernen und steuern, vorbei an der sogenannten Museumsachse (Max-Schmeling-Park), auf die Knoopstraße und den dort 2009 gepflanzten Rot-Ahorn zu. Wir schauen auf den Standortplan im Flyer und blättern dann in der Broschüre, um das Baumporträt zu studieren. "Hier haben wir den Anfangspunkt für den Zukunftsbaumpfad gesetzt", erklärt Dr. Chris Baudy, Bildungspartner für Nachhaltigkeit und Leiter des Projektes. "Dieser Park-, Garten- und Straßenbaum mit seiner wunderbaren roten Herbstfärbung stammt aus dem Osten der USA und kommt mit Kälte und Trockenheit gut klar. Schlechte Verkehrsluft allerdings mag er nicht." Wir doch auch nicht, oder?
Es kommt die Frage auf, warum so oft exotische Baumarten mit wenig bis gar keinem Wert für Insekten gepflanzt werden. "Es geht einfach nicht ohne", wirft Jürgen Marek, Umweltpädagoge und Mitglied des Kommunalausschusses Klima- Umwelt- und Verbraucherschutz, ein. "Es nützt uns nichts, wenn wir nur heimische Gehölze in der Stadt und an den Straßen stehen haben, wenn diese nicht klimaresistent und dann irgendwann gar nicht mehr da sind."
Wir inspizieren noch zwei Bäume in der unmittelbaren Nachbarschaft: den aus dem Südosten der USA stammenden Trompetenbaum, ein ausgesprochener Parkbaum, der an Straßen nicht überleben kann, sowie den majestätisch ausladenden, heimisch gewordenen Silber-Ahorn aus nordamerikanischen Gefilden. "Wo finde ich den denn hier in der Broschüre?" Eine der Teilnehmenden blättert erfolglos in der Broschüre.
"Gar nicht", lächelt Baudy. "Diese Baumart gehört nicht zu den sogenannten (stadt-) klimaresistenten Gattungen, kann aber an diesem Park-Standort mit entsprechender Pflege vermutlich gut überleben, wie eben alte Bäume insgesamt." Das wünschen wir uns doch alle!
Langsam löst sich die Gruppe auf - nicht ohne den Hinweis mitzunehmen, dass HARBURG21 am 29. August 2024, gleich nach den Sommerferien, eine komplette Baum-Safari auf diesem Pfad durchführen wird. Eventuell wird bis dahin ja auch die noch ausstehende Beschilderung des Pfades bewerkstelligt - passend zu den Markierungen, die das Archäologische Museum Hamburg seit neuestem an den verschiedenen Kunstwerken im Max-Schmeling-Park installiert hat.
Weitere Infos
> zum Projekt
> zum Zukunftsbaum-ABC
> zum Hamburger Masterplan BNE 2030
HINWEIS: Flyer und Broschüre liegen aus:
Harburger Rathaus, Harburg-Info-Shop, Weltladen Harburg in der Hölertwiete, Bücherhalle Harburg (Eddelbüttelstraße 47a) und Harburger Filiale der Sparda-Bank-Hamburg (Schlossmühlendamm 14).
Fotos: Gisela Baudy (1-3), Chris Baudy (4)
Text: Chris Baudy